Samstag: Falmouth – Rundgang

Nach einer guten Nacht in meinem Mini-Zimmerchen, gehe ich heute als erstes einmal ausgiebig duschen. Also: runter die Treppe, durch den Gang und die Küche bis ins eiskalte Bad. Was sich aber schnell als gar nicht schlimm herausstellt, denn die Dusche ist so heiß, dass ich ganz froh bin, dass die Luft etwas frischer ist.

Wieder frisch, setze ich mich auf mein Bett, damit die Haare trocknen können, und irgendwie überkommt mich wieder so eine komische Stimmung: anstatt die Tage zu planen – jetzt, wo ich endlich in Cornwall bin – würde ich mich am liebsten irgendwo bei schönem Wetter an den Strand legen und nichts tun. Daher die Erkenntnis: weitere Reisen immer mit 2 Wochen Rundreise und dann einer Woche zum Ausspannen. Irgendwann reichen dann einfach die Eindrücke, die zu verarbeiten sind.

Das kann ich aber erst nächstes Mal umsetzen, für jetzt heißt es „Acceptance“ und überlegen, was die nächsten Tage ansteht. Nach mehreren hoffnungslosen Versuchen, für Tintagel eine Unterkunft zu finden, packe ich mein Zeug und werden heute nur mal in Falmouth herumstromern.

Zielstrebig laufe ich wieder die Straßen von gestern Abend, suche meine Gassen und die Treppen nach unten auf die Meile und bin nach ein paar Minuten mitten im Geschehen. Mein Magen macht sich bemerkbar und führt mich in ein Lokal mit Terrasse, wo ich in der Sonne sitzend wieder ein wunderbares Frühstück genieße.

Gestärkt bummle ich weiter entlang am Kai, zum Marine-Museum und wundere mich, wie groß der Ort doch ist. Ein weiteres Schild mit der Aufschrift „Castle“ weckt meine Aufmerksamkeit und lenkt meinen Weg in seine Richtung. Vorbei am nächsten Schiffchen – „The World“: wie sich rausstellt, ein Kreuzfahrtschiff, in dem man sich einmieten kann, d.h. dort wohnen. Mit Einkaufsgelegenheiten etc. – wie eine Stadt für sich, nur eben auf dem Wasser. Sie wurde im März wegen Covid-19 geräumt und liegt seit August hier im Hafen (Google macht so viel Wissen möglich). Das wäre doch eine tolle Idee für später…

Wenig später erreiche ich die Segelwerft Pendennis – eigentlich sehe ich hinter den Hallen nur die Masten von einigen Großseglern herausragen – und oberhalb komme ich, nachdem ich das Falmouth Hotel passiert habe, zum Castle desselben Namens. Natürlich auch hier Pre-Booking. Ich schaue nach: für 12 Uhr (das ist es mittlerweile) gibt es noch Plätze, so dass ich mich gleich einbuche.

Sehr schnell ist zu erkennen, dass es sich gar nicht um ein Schloss handelt, sondern eher um ein Fort. Gebaut ursprünglich von Heinrich VIII (ja, der berühmte), danach aber bis zum 2. Weltkrieg ununterbrochen von der Britischen Armee für Verteidigungszwecke genutzt. Obwohl einige Räume mit Ausstellungen nicht zugänglich sind, gibt es doch viel zu sehen – und bei dem Wetter macht es einfach Spaß, auf dem Gelände herumzulaufen, sich ein bisschen in die Sonne zu legen und dann noch in den eigentlichen Wehrturm zu gehen. Wirklich beeindruckend, wie durchdacht die ganze Anlage von Beginn an war.

Nach so viel Geschichte folge ich dem Weg nach unten an die Spitze der Klippen noch zum „Kleinen Dennis“, der wohl noch viel älter ist, aber ähnliche Wehrstrukturen aufweist. Hier kann ich wieder meiner Neugierde nachkommen und auf kleinen Pfaden nach schönen Fotomotiven suchen.

Weiter geht’s auf der anderen Seite der Landzunge in Richtung der Strände, für die es mir jedoch zu kalt ist. Aber es gibt einige, die sich in Neoprenanzügen ins Wasser wagen. Mich zieht es noch ein Stückchen weiter, bevor mir mein Orientierungssinn sagt, ich sollte wieder landeinwärts gehen. Und tatsächlich: Einfach nur die Straße geradeaus, vorbei am Friedhof und der Universität (die mich in ihrer schwarz-weißen Farbe an Funchal erinnert) komme ich direkt wieder zurück auf die Meile, die ich jetzt noch ein Stück in die andere Richtung laufe – nicht ohne auf halbem Weg meinen Cream Tea mit Scones zu mir zu nehmen und für morgen ein bisschen was Gesundes einzukaufen. Damit – und mit dem Nachholen der letzten 3 Tage Blog – beschließe ich denn heutigen Tag, nachdem ich es doch geschafft habe, eine Übernachtung in der Nähe von Tintagel zu bekommen. Wieder AirB&B, aber Hauptsache Dach über dem Kopf. Das heißt, ich werde doch nochmal 2 Nächte nach Glastonbury gehen – in bekannte Gefilde. Da freue ich mich jetzt richtig drauf.

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